Die medizin-ethischen Richtlinien der SAMW stehen im Spannungsfeld von Medizin, Ethik, Recht und Gesundheitspolitik. Gemeinsam mit der Universität Bern organisierte die Akademie am 3. September 2024 ein Symposium zur Bedeutung, Legitimation und Weiterentwicklung der Richtlinien. Ausgangspunkt war das SNF-Projekt «Governing by Values», das die Geschichte der SAMW-Richtlinien historisch und juristisch untersucht hat. Im Fokus der Tagung standen neben Fragen nach dem Rechtsrahmen die heutige Relevanz und der praktische Nutzen der Richtlinien.
Als personenzentrierte «Handlungswissenschaft» generiert die Medizin verallgemeinerbares Wissen und wendet dieses im konkreten Einzelfall an. Spannungsfelder sind unvermeidlich, die damit verbundenen Fragestellungen vielfältig. Seit über 50 Jahren erarbeitet die SAMW medizin-ethische Richtlinien zur Unterstützung der betroffenen Fachpersonen.
Die Richtlinien adressieren Themen, die zugleich eine medizinische, ethische, rechtliche und oft auch gesundheitspolitische Dimension aufweisen. Medizinischer Fortschritt, gesellschaftliche Veränderungen und weitere Faktoren bewirken, dass auch die medizin-ethischen Richtlinien einem Wandel unterliegen.
Die gemeinsame Tagung der Universität Bern und der SAMW widmete sich diesem komplexen Feld auf mehreren, eng verknüpften Ebenen: Zuerst wurden Ergebnisse des SNF-Projektes «Governing by Values» präsentiert. Es zeigt anhand der SAMW-Richtlinien, wie sich Normen historisch verändert haben und welchen Brüchen, Konjunkturen und Kontinuitäten ethisches Denken unterlag und unterliegt.
Anschliessend standen die heute geltenden medizin-ethischen Richtlinien der SAMW im Zentrum. Relevanz, Nutzen, aber auch Entstehungsprozess und Legitimation der Richtlinien wurden vertieft diskutiert. Diese kritische Auseinandersetzung trägt dazu bei, günstige Voraussetzungen zu schaffen für eine transparente und praxisrelevante Weiterentwicklung der medizin-ethischen Richtlinien.
Die SAMW hat zum Symposium einen Bericht veröffentlicht, der die Gedanken und Erkenntnisse dokumentiert – von Vorträgen über Podiumsdiskussionen bis hin zu Beiträgen aus dem Publikum.